Ich
wunschte
sehr der Menge zu behagen,
Besonders weil sie lebt und leben lasst.
Besonders weil sie lebt und leben lasst.
Goethe - Faust- Der Tragödie erster Teil
de/.
Faust: Der Tragodie erster Teil
Johann Wolfgang von Goethe
Zueignung.
Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten,
Die fruh sich einst dem truben Blick gezeigt.
Versuch ich wohl, euch diesmal festzuhalten?
Fuhl ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt?
Ihr drangt euch zu! nun gut, so mogt ihr walten,
Wie ihr aus Dunst und Nebel um mich steigt;
Mein Busen fuhlt sich jugendlich erschuttert
Vom Zauberhauch, der euren Zug umwittert.
Ihr bringt mit euch die Bilder froher Tage,
Und manche liebe Schatten steigen auf;
Gleich einer alten, halbverklungnen Sage
Kommt erste Lieb und Freundschaft mit herauf;
Der Schmerz wird neu, es wiederholt die Klage
Des Lebens labyrinthisch irren Lauf,
Und nennt die Guten, die, um schone Stunden
Vom Gluck getauscht, vor mir hinweggeschwunden.
Sie horen nicht die folgenden Gesange,
Die Seelen, denen ich die ersten sang;
Zerstoben ist das freundliche Gedrange,
Verklungen, ach! der erste Widerklang.
Mein Lied ertont der unbekannten Menge,
Ihr Beifall selbst macht meinem Herzen bang,
Und was sich sonst an meinem Lied erfreuet,
Wenn es noch lebt, irrt in der Welt zerstreuet.
Und mich ergreift ein langst entwohntes Sehnen
Nach jenem stillen, ernsten Geisterreich,
Es schwebet nun in unbestimmten Tonen
Mein lispelnd Lied, der Aolsharfe gleich,
Ein Schauer fasst mich, Trane folgt den Tranen,
Das strenge Herz, es fuhlt sich mild und weich;
Was ich besitze, seh ich wie im Weiten,
Und was verschwand, wird mir zu Wirklichkeiten.
Vorspiel auf dem Theater
Direktor. Theatherdichter. Lustige Person:
DIREKTOR:
Ihr beiden, die ihr mir so oft,
In Not und Trubsal, beigestanden,
Sagt, was ihr wohl in deutschen Landen
Von unsrer Unternehmung hofft?
Ich wunschte sehr der Menge zu behagen,
Besonders weil sie lebt und leben lasst.
Die Pfosten sind, die Bretter aufgeschlagen,
Und jedermann erwartet sich ein Fest.
Sie sitzen schon mit hohen Augenbraunen
Gelassen da und mochten gern erstaunen.
Ich weiss, wie man den Geist des Volks versohnt;
Doch so verlegen bin ich nie gewesen:
Zwar sind sie an das Beste nicht gewohnt,
Allein sie haben schrecklich viel gelesen.
Wie machen wir's, dass alles frisch und neu
Und mit Bedeutung auch gefallig sei?
Denn freilich mag ich gern die Menge sehen,
Wenn sich der Strom nach unsrer Bude drangt,
Und mit gewaltig wiederholten Wehen
Sich durch die enge Gnadenpforte zwangt;
Bei hellem Tage, schon vor vieren,
Mit Stossen sich bis an die Kasse ficht
Und, wie in Hungersnot um Brot an Backerturen,
Um ein Billet sich fast die Halse bricht.
Dies Wunder wirkt auf so verschiedne Leute
Der Dichter nur; mein Freund, o tu es heute!
DICHTER:
O sprich mir nicht von jener bunten Menge,
Bei deren Anblick uns der Geist entflieht.
Verhulle mir das wogende Gedrange,
Das wider Willen uns zum Strudel zieht.
Nein, fuhre mich zur stillen Himmelsenge,
Wo nur dem Dichter reine Freude bluht;
Wo Lieb und Freundschaft unsres Herzens Segen
Mit Gotterhand erschaffen und erpflegen.
Ach! was in tiefer Brust uns da entsprungen,
Was sich die Lippe schuchtern vorgelallt,
Missraten jetzt und jetzt vielleicht gelungen,
Verschlingt des wilden Augenblicks Gewalt.
Oft, wenn es erst durch Jahre durchgedrungen,
Erscheint es in vollendeter Gestalt.
Was glanzt, ist fur den Augenblick geboren,
Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren.
LUSTIGE PERSON:
Wenn ich nur nichts von Nachwelt horen sollte.
Gesetzt, dass ich von Nachwelt reden wollte,
Wer machte denn der Mitwelt Spass?
Faust: Der Tragodie erster Teil
Johann Wolfgang von Goethe
Zueignung.
Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten,
Die fruh sich einst dem truben Blick gezeigt.
Versuch ich wohl, euch diesmal festzuhalten?
Fuhl ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt?
Ihr drangt euch zu! nun gut, so mogt ihr walten,
Wie ihr aus Dunst und Nebel um mich steigt;
Mein Busen fuhlt sich jugendlich erschuttert
Vom Zauberhauch, der euren Zug umwittert.
Ihr bringt mit euch die Bilder froher Tage,
Und manche liebe Schatten steigen auf;
Gleich einer alten, halbverklungnen Sage
Kommt erste Lieb und Freundschaft mit herauf;
Der Schmerz wird neu, es wiederholt die Klage
Des Lebens labyrinthisch irren Lauf,
Und nennt die Guten, die, um schone Stunden
Vom Gluck getauscht, vor mir hinweggeschwunden.
Sie horen nicht die folgenden Gesange,
Die Seelen, denen ich die ersten sang;
Zerstoben ist das freundliche Gedrange,
Verklungen, ach! der erste Widerklang.
Mein Lied ertont der unbekannten Menge,
Ihr Beifall selbst macht meinem Herzen bang,
Und was sich sonst an meinem Lied erfreuet,
Wenn es noch lebt, irrt in der Welt zerstreuet.
Und mich ergreift ein langst entwohntes Sehnen
Nach jenem stillen, ernsten Geisterreich,
Es schwebet nun in unbestimmten Tonen
Mein lispelnd Lied, der Aolsharfe gleich,
Ein Schauer fasst mich, Trane folgt den Tranen,
Das strenge Herz, es fuhlt sich mild und weich;
Was ich besitze, seh ich wie im Weiten,
Und was verschwand, wird mir zu Wirklichkeiten.
Vorspiel auf dem Theater
Direktor. Theatherdichter. Lustige Person:
DIREKTOR:
Ihr beiden, die ihr mir so oft,
In Not und Trubsal, beigestanden,
Sagt, was ihr wohl in deutschen Landen
Von unsrer Unternehmung hofft?
Ich wunschte sehr der Menge zu behagen,
Besonders weil sie lebt und leben lasst.
Die Pfosten sind, die Bretter aufgeschlagen,
Und jedermann erwartet sich ein Fest.
Sie sitzen schon mit hohen Augenbraunen
Gelassen da und mochten gern erstaunen.
Ich weiss, wie man den Geist des Volks versohnt;
Doch so verlegen bin ich nie gewesen:
Zwar sind sie an das Beste nicht gewohnt,
Allein sie haben schrecklich viel gelesen.
Wie machen wir's, dass alles frisch und neu
Und mit Bedeutung auch gefallig sei?
Denn freilich mag ich gern die Menge sehen,
Wenn sich der Strom nach unsrer Bude drangt,
Und mit gewaltig wiederholten Wehen
Sich durch die enge Gnadenpforte zwangt;
Bei hellem Tage, schon vor vieren,
Mit Stossen sich bis an die Kasse ficht
Und, wie in Hungersnot um Brot an Backerturen,
Um ein Billet sich fast die Halse bricht.
Dies Wunder wirkt auf so verschiedne Leute
Der Dichter nur; mein Freund, o tu es heute!
DICHTER:
O sprich mir nicht von jener bunten Menge,
Bei deren Anblick uns der Geist entflieht.
Verhulle mir das wogende Gedrange,
Das wider Willen uns zum Strudel zieht.
Nein, fuhre mich zur stillen Himmelsenge,
Wo nur dem Dichter reine Freude bluht;
Wo Lieb und Freundschaft unsres Herzens Segen
Mit Gotterhand erschaffen und erpflegen.
Ach! was in tiefer Brust uns da entsprungen,
Was sich die Lippe schuchtern vorgelallt,
Missraten jetzt und jetzt vielleicht gelungen,
Verschlingt des wilden Augenblicks Gewalt.
Oft, wenn es erst durch Jahre durchgedrungen,
Erscheint es in vollendeter Gestalt.
Was glanzt, ist fur den Augenblick geboren,
Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren.
LUSTIGE PERSON:
Wenn ich nur nichts von Nachwelt horen sollte.
Gesetzt, dass ich von Nachwelt reden wollte,
Wer machte denn der Mitwelt Spass?
