Tut nicht ein braver Mann genug,
Die Kunst, die man ihm ubertrug,
Gewissenhaft und punktlich auszuuben?
Die Kunst, die man ihm ubertrug,
Gewissenhaft und punktlich auszuuben?
Goethe - Faust- Der Tragödie erster Teil
)
WAGNER:
Welch ein Gefuhl musst du, o grosser Mann,
Bei der Verehrung dieser Menge haben!
O glucklich, wer von seinen Gaben
Solch einen Vorteil ziehen kann!
Der Vater zeigt dich seinem Knaben,
Ein jeder fragt und drangt und eilt,
Die Fiedel stockt, der Tanzer weilt.
Du gehst, in Reihen stehen sie,
Die Mutzen fliegen in die Hoh;
Und wenig fehlt, so beugten sich die Knie,
Als kam das Venerabile.
FAUST:
Nur wenig Schritte noch hinauf zu jenem Stein,
Hier wollen wir von unsrer Wandrung rasten.
Hier sass ich oft gedankenvoll allein
Und qualte mich mit Beten und mit Fasten.
An Hoffnung reich, im Glauben fest,
Mit Tranen, Seufzen, Handeringen
Dacht ich das Ende jener Pest
Vom Herrn des Himmels zu erzwingen.
Der Menge Beifall tont mir nun wie Hohn.
O konntest du in meinem Innern lesen,
Wie wenig Vater und Sohn
Solch eines Ruhmes wert gewesen!
Mein Vater war ein dunkler Ehrenmann,
Der uber die Natur und ihre heil'gen Kreise
In Redlichkeit, jedoch auf seine Weise,
Mit grillenhafter Muhe sann;
Der, in Gesellschaft von Adepten,
Sich in die schwarze Kuche schloss,
Und, nach unendlichen Rezepten,
Das Widrige zusammengoss.
Da ward ein roter Leu, ein kuhner Freier,
Im lauen Bad der Lilie vermahlt,
Und beide dann mit offnem Flammenfeuer
Aus einem Brautgemach ins andere gequalt.
Erschien darauf mit bunten Farben
Die junge Konigin im Glas,
Hier war die Arzenei, die Patienten starben,
Und niemand fragte: wer genas?
So haben wir mit hollischen Latwergen
In diesen Talern, diesen Bergen
Weit schlimmer als die Pest getobt.
Ich habe selbst den Gift an Tausende gegeben:
Sie welkten hin, ich muss erleben,
Dass man die frechen Morder lobt.
WAGNER:
Wie konnt Ihr Euch darum betruben!
Tut nicht ein braver Mann genug,
Die Kunst, die man ihm ubertrug,
Gewissenhaft und punktlich auszuuben?
Wenn du als Jungling deinen Vater ehrst,
So wirst du gern von ihm empfangen;
Wenn du als Mann die Wissenschaft vermehrst,
So kann dein Sohn zu hohrem Ziel gelangen.
FAUST:
O glucklich, wer noch hoffen kann,
Aus diesem Meer des Irrtums aufzutauchen!
Was man nicht weiss, das eben brauchte man,
Und was man weiss, kann man nicht brauchen.
Doch lass uns dieser Stunde schones Gut
Durch solchen Trubsinn nicht verkummern!
Betrachte, wie in Abendsonne-Glut
Die grunumgebnen Hutten schimmern.
Sie ruckt und weicht, der Tag ist uberlebt,
Dort eilt sie hin und fordert neues Leben.
O dass kein Flugel mich vom Boden hebt
Ihr nach und immer nach zu streben!
Ich sah im ewigen Abendstrahl
Die stille Welt zu meinen Fussen,
Entzundet alle Hohn beruhigt jedes Tal,
Den Silberbach in goldne Strome fliessen.
Nicht hemmte dann den gottergleichen Lauf
Der wilde Berg mit allen seinen Schluchten;
Schon tut das Meer sich mit erwarmten Buchten
Vor den erstaunten Augen auf.
Doch scheint die Gottin endlich wegzusinken;
Allein der neue Trieb erwacht,
Ich eile fort, ihr ew'ges Licht zu trinken,
Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht,
Den Himmel uber mir und unter mir die Wellen.
Ein schoner Traum, indessen sie entweicht.
Ach! zu des Geistes Flugeln wird so leicht
Kein korperlicher Flugel sich gesellen.
Doch ist es jedem eingeboren
Dass sein Gefuhl hinauf und vorwarts dringt,
Wenn uber uns, im blauen Raum verloren,
Ihr schmetternd Lied die Lerche singt;
Wenn uber schroffen Fichtenhohen
Der Adler ausgebreitet schwebt,
Und uber Flachen, uber Seen
Der Kranich nach der Heimat strebt.
WAGNER:
Ich hatte selbst oft grillenhafte Stunden,
Doch solchen Trieb hab ich noch nie empfunden.
WAGNER:
Welch ein Gefuhl musst du, o grosser Mann,
Bei der Verehrung dieser Menge haben!
O glucklich, wer von seinen Gaben
Solch einen Vorteil ziehen kann!
Der Vater zeigt dich seinem Knaben,
Ein jeder fragt und drangt und eilt,
Die Fiedel stockt, der Tanzer weilt.
Du gehst, in Reihen stehen sie,
Die Mutzen fliegen in die Hoh;
Und wenig fehlt, so beugten sich die Knie,
Als kam das Venerabile.
FAUST:
Nur wenig Schritte noch hinauf zu jenem Stein,
Hier wollen wir von unsrer Wandrung rasten.
Hier sass ich oft gedankenvoll allein
Und qualte mich mit Beten und mit Fasten.
An Hoffnung reich, im Glauben fest,
Mit Tranen, Seufzen, Handeringen
Dacht ich das Ende jener Pest
Vom Herrn des Himmels zu erzwingen.
Der Menge Beifall tont mir nun wie Hohn.
O konntest du in meinem Innern lesen,
Wie wenig Vater und Sohn
Solch eines Ruhmes wert gewesen!
Mein Vater war ein dunkler Ehrenmann,
Der uber die Natur und ihre heil'gen Kreise
In Redlichkeit, jedoch auf seine Weise,
Mit grillenhafter Muhe sann;
Der, in Gesellschaft von Adepten,
Sich in die schwarze Kuche schloss,
Und, nach unendlichen Rezepten,
Das Widrige zusammengoss.
Da ward ein roter Leu, ein kuhner Freier,
Im lauen Bad der Lilie vermahlt,
Und beide dann mit offnem Flammenfeuer
Aus einem Brautgemach ins andere gequalt.
Erschien darauf mit bunten Farben
Die junge Konigin im Glas,
Hier war die Arzenei, die Patienten starben,
Und niemand fragte: wer genas?
So haben wir mit hollischen Latwergen
In diesen Talern, diesen Bergen
Weit schlimmer als die Pest getobt.
Ich habe selbst den Gift an Tausende gegeben:
Sie welkten hin, ich muss erleben,
Dass man die frechen Morder lobt.
WAGNER:
Wie konnt Ihr Euch darum betruben!
Tut nicht ein braver Mann genug,
Die Kunst, die man ihm ubertrug,
Gewissenhaft und punktlich auszuuben?
Wenn du als Jungling deinen Vater ehrst,
So wirst du gern von ihm empfangen;
Wenn du als Mann die Wissenschaft vermehrst,
So kann dein Sohn zu hohrem Ziel gelangen.
FAUST:
O glucklich, wer noch hoffen kann,
Aus diesem Meer des Irrtums aufzutauchen!
Was man nicht weiss, das eben brauchte man,
Und was man weiss, kann man nicht brauchen.
Doch lass uns dieser Stunde schones Gut
Durch solchen Trubsinn nicht verkummern!
Betrachte, wie in Abendsonne-Glut
Die grunumgebnen Hutten schimmern.
Sie ruckt und weicht, der Tag ist uberlebt,
Dort eilt sie hin und fordert neues Leben.
O dass kein Flugel mich vom Boden hebt
Ihr nach und immer nach zu streben!
Ich sah im ewigen Abendstrahl
Die stille Welt zu meinen Fussen,
Entzundet alle Hohn beruhigt jedes Tal,
Den Silberbach in goldne Strome fliessen.
Nicht hemmte dann den gottergleichen Lauf
Der wilde Berg mit allen seinen Schluchten;
Schon tut das Meer sich mit erwarmten Buchten
Vor den erstaunten Augen auf.
Doch scheint die Gottin endlich wegzusinken;
Allein der neue Trieb erwacht,
Ich eile fort, ihr ew'ges Licht zu trinken,
Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht,
Den Himmel uber mir und unter mir die Wellen.
Ein schoner Traum, indessen sie entweicht.
Ach! zu des Geistes Flugeln wird so leicht
Kein korperlicher Flugel sich gesellen.
Doch ist es jedem eingeboren
Dass sein Gefuhl hinauf und vorwarts dringt,
Wenn uber uns, im blauen Raum verloren,
Ihr schmetternd Lied die Lerche singt;
Wenn uber schroffen Fichtenhohen
Der Adler ausgebreitet schwebt,
Und uber Flachen, uber Seen
Der Kranich nach der Heimat strebt.
WAGNER:
Ich hatte selbst oft grillenhafte Stunden,
Doch solchen Trieb hab ich noch nie empfunden.
