Hor auf, mit deinem Gram zu spielen,
Der, wie ein Geier, dir am Leben frisst;
Die schlechteste Gesellschaft lasst dich fuhlen,
Dass du ein Mensch mit Menschen bist.
Der, wie ein Geier, dir am Leben frisst;
Die schlechteste Gesellschaft lasst dich fuhlen,
Dass du ein Mensch mit Menschen bist.
Goethe - Faust- Der Tragödie erster Teil
Verflucht sei Mammon, wenn mit Schatzen
Er uns zu kuhnen Taten regt,
Wenn er zu mussigem Ergetzen
Die Polster uns zurechte legt!
Fluch sei dem Balsamsaft der Trauben!
Fluch jener hochsten Liebeshuld!
Fluch sei der Hoffnung! Fluch dem Glauben,
Und Fluch vor allen der Geduld!
GEISTERCHOR (unsichtbar):
Weh! weh!
Du hast sie zerstort
Die schone Welt,
Mit machtiger Faust;
Sie sturzt, sie zerfallt!
Ein Halbgott hat sie zerschlagen!
Wir tragen
Die Trummern ins Nichts hinuber,
Und klagen
Uber die verlorne Schone.
Machtiger
Der Erdensohne,
Prachtiger
Baue sie wieder,
In deinem Busen baue sie auf!
Neuen Lebenslauf
Beginne,
Mit hellem Sinne,
Und neue Lieder
Tonen darauf!
MEPHISTOPHELES:
Dies sind die Kleinen
Von den Meinen.
Hore, wie zu Lust und Taten
Altklug sie raten!
In die Welt weit,
Aus der Einsamkeit
Wo Sinnen und Safte stocken,
Wollen sie dich locken.
Hor auf, mit deinem Gram zu spielen,
Der, wie ein Geier, dir am Leben frisst;
Die schlechteste Gesellschaft lasst dich fuhlen,
Dass du ein Mensch mit Menschen bist.
Doch so ist's nicht gemeint
Dich unter das Pack zu stossen.
Ich bin keiner von den Grossen;
Doch willst du, mit mir vereint,
Deine Schritte durchs Leben nehmen,
So will ich mich gern bequemen,
Dein zu sein, auf der Stelle.
Ich bin dein Geselle,
Und mach ich dir's recht,
Bin ich dein Diener, bin dein Knecht!
FAUST:
Und was soll ich dagegen dir erfullen?
MEPHISTOPHELES:
Dazu hast du noch eine lange Frist.
FAUST:
Nein, nein! der Teufel ist ein Egoist
Und tut nicht leicht um Gottes willen,
Was einem andern nutzlich ist.
Sprich die Bedingung deutlich aus;
Ein solcher Diener bringt Gefahr ins Haus.
MEPHISTOPHELES:
Ich will mich hier zu deinem Dienst verbinden,
Auf deinen Wink nicht rasten und nicht ruhn;
Wenn wir uns druben wiederfinden,
So sollst du mir das gleiche tun.
FAUST:
Das Druben kann mich wenig kummern;
Schlagst du erst diese Welt zu Trummern,
Die andre mag darnach entstehn.
Aus dieser Erde quillen meine Freuden,
Und diese Sonne scheinet meinen Leiden;
Kann ich mich erst von ihnen scheiden,
Dann mag, was will und kann, geschehn.
Davon will ich nichts weiter horen,
Ob man auch kunftig hasst und liebt,
Und ob es auch in jenen Spharen
Ein Oben oder Unten gibt.
MEPHISTOPHELES:
In diesem Sinne kannst du's wagen.
Verbinde dich; du sollst, in diesen Tagen,
Mit Freuden meine Kunste sehn,
Ich gebe dir, was noch kein Mensch gesehn.
FAUST:
Was willst du armer Teufel geben?