SOLDATEN:
Burgen mit hohen
Mauern und Zinnen,
Madchen mit stolzen
Hohnenden Sinnen
Mocht ich gewinnen!
Burgen mit hohen
Mauern und Zinnen,
Madchen mit stolzen
Hohnenden Sinnen
Mocht ich gewinnen!
Goethe - Faust- Der Tragödie erster Teil
Nur der ist froh, der geben mag.
Ein Tag, den alle Menschen feiern,
Er sei fur mich ein Erntetag.
ANDRER BURGER:
Nichts Bessers weiss ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gesprach von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Turkei,
Die Volker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Glaschen aus
Und sieht den Fluss hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.
DRITTER BURGER:
Herr Nachbar, ja! so lass ich's auch geschehn:
Sie mogen sich die Kopfe spalten,
Mag alles durcheinander gehn;
Doch nur zu Hause bleib's beim alten.
ALTE (zu den Burgermadchen):
Ei! wie geputzt! das schone junge Blut!
Wer soll sich nicht in euch vergaffen? -
Nur nicht so stolz! es ist schon gut!
Und was ihr wunscht, das wusst ich wohl zu schaffen.
BURGERMADCHEN:
Agathe, fort! ich nehme mich in acht,
Mit solchen Hexen offentlich zu gehen;
Sie liess mich zwar in Sankt Andreas' Nacht
Den kunft'gen Liebsten leiblich sehen-
DIE ANDRE:
Mir zeigte sie ihn im Kristall,
Soldatenhaft, mit mehreren Verwegnen;
Ich seh mich um, ich such ihn uberall,
Allein mir will er nicht begegnen.
SOLDATEN:
Burgen mit hohen
Mauern und Zinnen,
Madchen mit stolzen
Hohnenden Sinnen
Mocht ich gewinnen!
Kuhn ist das Muhen,
Herrlich der Lohn!
Und die Trompete
Lassen wir werben,
Wie zu der Freude,
So zum Verderben.
Das ist ein Sturmen!
Das ist ein Leben!
Madchen und Burgen
Mussen sich geben.
Kuhn ist das Muhen,
Herrlich der Lohn!
Und die Soldaten
Ziehen davon.
Faust und Wagner.
FAUST:
Vom Eise befreit sind Strom und Bache
Durch des Fruhlings holden, belebenden Blick;
Im Tale grunet Hoffnungsgluck;
Der alte Winter, in seiner Schwache,
Zog sich in rauhe Berge zuruck.
Von dorther sendet er, fliehend, nur
Ohnmachtige Schauer kornigen Eises
In Streifen uber die grunende Flur;
Aber die Sonne duldet kein Weisses,
Uberall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlt's im Revier
Sie nimmt geputzte Menschen dafur.
Kehre dich um, von diesen Hohen
Nach der Stadt zuruckzusehen.
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden,
Aus niedriger Hauser dumpfen Gemachern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dachern,
Aus der Strassen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwurdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh!