FAUST:
Dass ich mich nur nicht selbst vergesse!
Dass ich mich nur nicht selbst vergesse!
Goethe - Faust- Der Tragödie erster Teil
PARVENU:
Wir waren wahrlich auch nicht dumm
Und taten oft, was wir nicht sollten;
Doch jetzo kehrt sich alles um und um,
Und eben da wir's fest erhalten wollten.
AUTOR:
Wer mag wohl uberhaupt jetzt eine Schrift
Von massig klugem Inhalt lesen!
Und was das liebe junge Volk betrifft,
Das ist noch nie so naseweis gewesen.
MEPHISTOPHELES (der auf einmal sehr alt erscheint):
Zum Jungsten Tag fuhl ich das Volk gereift,
Da ich zum letztenmal den Hexenberg ersteige,
Und weil mein Fasschen trube lauft,
So ist die Welt auch auf der Neige.
TRODELHEXE:
Ihr Herren, geht nicht so vorbei!
Lasst die Gelegenheit nicht fahren!
Aufmerksam blickt nach meinen Waren,
Es steht dahier gar mancherlei.
Und doch ist nichts in meinem Laden,
Dem keiner auf der Erde gleicht,
Das nicht einmal zum tucht'gen Schaden
Der Menschen und der Welt gereicht.
Kein Dolch ist hier, von dem nicht Blut geflossen,
Kein Kelch, aus dem sich nicht in ganz gesunden Leib
Verzehrend heisses Gift ergossen,
Kein Schmuck, der nicht ein liebenswurdig Weib
Verfuhrt, kein Schwert, das nicht den Bund gebrochen,
Nicht etwa hinterrucks den Gegenmann durchstochen.
MEPHISTOPHELES:
Frau Muhme! Sie versteht mir schlecht die Zeiten.
Getan, geschehn! Geschehn, getan!
Verleg Sie sich auf Neuigkeiten!
Nur Neuigkeiten ziehn uns an.
FAUST:
Dass ich mich nur nicht selbst vergesse!
Heiss ich mir das doch eine Messe!
MEPHISTOPHELES:
Der ganze Strudel strebt nach oben;
Du glaubst zu schieben, und du wirst geschoben.
FAUST:
Wer ist denn das?
MEPHISTOPHELES:
Betrachte sie genau! Lilith ist das.
FAUST:
Wer?
MEPHISTOPHELES:
Adams erste Frau. Nimm dich in acht vor ihren schonen Haaren,
Vor diesem Schmuck, mit dem sie einzig prangt.
Wenn sie damit den jungen Mann erlangt,
So lasst sie ihn so bald nicht wieder fahren.
FAUST:
Da sitzen zwei, die Alte mit der Jungen;
Die haben schon was Rechts gesprungen!
MEPHISTOPHELES:
Das hat nun heute keine Ruh.
Es geht zum neuen Tanz, nun komm! wir greifen zu.
FAUST (mit der Jungen tanzend):
Einst hatt ich einen schonen Traum
Da sah ich einen Apfelbaum,
Zwei schone Apfel glanzten dran,
Sie reizten mich, ich stieg hinan.
DIE SCHONE:
Der Apfelchen begehrt ihr sehr,
Und schon vom Paradiese her.