Da hangt ein
Schlusselchen
am Band
Ich denke wohl, ich mach es auf!
Ich denke wohl, ich mach es auf!
Goethe - Faust- Der Tragödie erster Teil
Es wird mir so, ich weiss nicht wie-
Ich wollt, die Mutter kam nach Haus.
Mir lauft ein Schauer ubern ganzen Leib-
Bin doch ein toricht furchtsam Weib!
(sie fangt an zu singen, indem sie sich auszieht. )
Es war ein Konig in Thule
Gar treu bis an das Grab,
Dem sterbend seine Buhle
Einen goldnen Becher gab.
Es ging ihm nichts daruber,
Er leert ihn jeden Schmaus;
Die Augen gingen ihm uber,
Sooft er trank daraus.
Und als er kam zu sterben,
Zahlt er seine Stadt im Reich,
Gonnt alles seinem Erben,
Den Becher nicht zugleich.
Er sass beim Konigsmahle,
Die Ritter um ihn her,
Auf hohem Vatersaale,
Dort auf dem Schloss am Meer.
Dort stand der alte Zecher,
Trank letzte Lebensglut
Und warf den heiligen Becher
Hinunter in die Flut.
Er sah ihn sturzen, trinken
Und sinken tief ins Meer,
Die Augen taten ihm sinken,
Trank nie einen Tropfen mehr.
(Sie eroffnet den Schrein, ihre Kleider einzuraumen, und erblickt das
Schmuckkastchen. )
Wie kommt das schone Kastchen hier herein?
Ich schloss doch ganz gewiss den Schrein.
Es ist doch wunderbar! Was mag wohl drinne sein?
Vielleicht bracht's jemand als ein Pfand,
Und meine Mutter lieh darauf.
Da hangt ein Schlusselchen am Band
Ich denke wohl, ich mach es auf!
Was ist das? Gott im Himmel! Schau,
So was hab ich mein Tage nicht gesehn!
Ein Schmuck! Mit dem konnt eine Edelfrau
Am hochsten Feiertage gehn.
Wie sollte mir die Kette stehn?
Wem mag die Herrlichkeit gehoren?
(Sie putzt sich damit auf und tritt vor den Spiegel. )
Wenn nur die Ohrring meine waren!
Man sieht doch gleich ganz anders drein.
Was hilft euch Schonheit, junges Blut?
Das ist wohl alles schon und gut,
Allein man lasst's auch alles sein;
Man lobt euch halb mit Erbarmen.
Nach Golde drangt,
Am Golde hangt
Doch alles. Ach wir Armen!
Spaziergang
Faust in Gedanken auf und ab gehend.