Ist jenes
Flaschchen
dort den Augen ein Magnet?
Goethe - Faust- Der Tragödie erster Teil
zu tief ist es gefuhlt;
Dem Wurme gleich ich, der den Staub durchwuhlt,
Den, wie er sich im Staube nahrend lebt,
Des Wandrers Tritt vernichtet und begrabt.
Ist es nicht Staub, was diese hohe Wand
Aus hundert Fachern mit verenget?
Der Trodel, der mit tausendfachem Tand
In dieser Mottenwelt mich dranget?
Hier soll ich finden, was mir fehlt?
Soll ich vielleicht in tausend Buchern lesen,
Dass uberall die Menschen sich gequalt,
Dass hie und da ein Glucklicher gewesen? -
Was grinsest du mir, hohler Schadel, her?
Als dass dein Hirn, wie meines, einst verwirret
Den leichten Tag gesucht und in der Dammrung schwer,
Mit Lust nach Wahrheit, jammerlich geirret.
Ihr Instrumente freilich spottet mein,
Mit Rad und Kammen, Walz und Bugel:
Ich stand am Tor, ihr solltet Schlussel sein;
Zwar euer Bart ist kraus, doch hebt ihr nicht die Riegel.
Geheimnisvoll am lichten Tag
Lasst sich Natur des Schleiers nicht berauben,
Und was sie deinem Geist nicht offenbaren mag,
Das zwingst du ihr nicht ab mit Hebeln und mit Schrauben.
Du alt Gerate, das ich nicht gebraucht,
Du stehst nur hier, weil dich mein Vater brauchte.
Du alte Rolle, du wirst angeraucht,
Solang an diesem Pult die trube Lampe schmauchte.
Weit besser hatt ich doch mein Weniges verprasst,
Als mit dem Wenigen belastet hier zu schwitzen!
Was du ererbt von deinen Vatern hast,
Erwirb es, um es zu besitzen.
Was man nicht nutzt, ist eine schwere Last,
Nur was der Augenblick erschafft, das kann er nutzen.
Doch warum heftet sich mein Blick auf jene Stelle?
Ist jenes Flaschchen dort den Augen ein Magnet?
Warum wird mir auf einmal lieblich helle,
Als wenn im nacht'gen Wald uns Mondenglanz umweht?
Ich grusse dich, du einzige Phiole,
Die ich mit Andacht nun herunterhole!
In dir verehr ich Menschenwitz und Kunst.
Du Inbegriff der holden Schlummersafte,
Du Auszug aller todlich feinen Krafte,
Erweise deinem Meister deine Gunst!
Ich sehe dich, es wird der Schmerz gelindert,
Ich fasse dich, das Streben wird gemindert,
Des Geistes Flutstrom ebbet nach und nach.
Ins hohe Meer werd ich hinausgewiesen,
Die Spiegelflut erglanzt zu meinen Fussen,
Zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag.
Ein Feuerwagen schwebt, auf leichten Schwingen,
An mich heran! Ich fuhle mich bereit,
Auf neuer Bahn den Ather zu durchdringen,
Zu neuen Spharen reiner Tatigkeit.
Dies hohe Leben, diese Gotterwonne!
Du, erst noch Wurm, und die verdienest du?
Ja, kehre nur der holden Erdensonne
Entschlossen deinen Rucken zu!
Vermesse dich, die Pforten aufzureissen,
Vor denen jeder gern voruberschleicht!
Hier ist es Zeit, durch Taten zu beweisen,
Das Manneswurde nicht der Gotterhohe weicht,
Vor jener dunkeln Hohle nicht zu beben,
In der sich Phantasie zu eigner Qual verdammt,
Nach jenem Durchgang hinzustreben,
Um dessen engen Mund die ganze Holle flammt;
Zu diesem Schritt sich heiter zu entschliessen,
Und war es mit Gefahr, ins Nichts dahin zu fliessen.
Nun komm herab, kristallne reine Schale!
Hervor aus deinem alten Futterale,
An die ich viele Jahre nicht gedacht!
Dem Wurme gleich ich, der den Staub durchwuhlt,
Den, wie er sich im Staube nahrend lebt,
Des Wandrers Tritt vernichtet und begrabt.
Ist es nicht Staub, was diese hohe Wand
Aus hundert Fachern mit verenget?
Der Trodel, der mit tausendfachem Tand
In dieser Mottenwelt mich dranget?
Hier soll ich finden, was mir fehlt?
Soll ich vielleicht in tausend Buchern lesen,
Dass uberall die Menschen sich gequalt,
Dass hie und da ein Glucklicher gewesen? -
Was grinsest du mir, hohler Schadel, her?
Als dass dein Hirn, wie meines, einst verwirret
Den leichten Tag gesucht und in der Dammrung schwer,
Mit Lust nach Wahrheit, jammerlich geirret.
Ihr Instrumente freilich spottet mein,
Mit Rad und Kammen, Walz und Bugel:
Ich stand am Tor, ihr solltet Schlussel sein;
Zwar euer Bart ist kraus, doch hebt ihr nicht die Riegel.
Geheimnisvoll am lichten Tag
Lasst sich Natur des Schleiers nicht berauben,
Und was sie deinem Geist nicht offenbaren mag,
Das zwingst du ihr nicht ab mit Hebeln und mit Schrauben.
Du alt Gerate, das ich nicht gebraucht,
Du stehst nur hier, weil dich mein Vater brauchte.
Du alte Rolle, du wirst angeraucht,
Solang an diesem Pult die trube Lampe schmauchte.
Weit besser hatt ich doch mein Weniges verprasst,
Als mit dem Wenigen belastet hier zu schwitzen!
Was du ererbt von deinen Vatern hast,
Erwirb es, um es zu besitzen.
Was man nicht nutzt, ist eine schwere Last,
Nur was der Augenblick erschafft, das kann er nutzen.
Doch warum heftet sich mein Blick auf jene Stelle?
Ist jenes Flaschchen dort den Augen ein Magnet?
Warum wird mir auf einmal lieblich helle,
Als wenn im nacht'gen Wald uns Mondenglanz umweht?
Ich grusse dich, du einzige Phiole,
Die ich mit Andacht nun herunterhole!
In dir verehr ich Menschenwitz und Kunst.
Du Inbegriff der holden Schlummersafte,
Du Auszug aller todlich feinen Krafte,
Erweise deinem Meister deine Gunst!
Ich sehe dich, es wird der Schmerz gelindert,
Ich fasse dich, das Streben wird gemindert,
Des Geistes Flutstrom ebbet nach und nach.
Ins hohe Meer werd ich hinausgewiesen,
Die Spiegelflut erglanzt zu meinen Fussen,
Zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag.
Ein Feuerwagen schwebt, auf leichten Schwingen,
An mich heran! Ich fuhle mich bereit,
Auf neuer Bahn den Ather zu durchdringen,
Zu neuen Spharen reiner Tatigkeit.
Dies hohe Leben, diese Gotterwonne!
Du, erst noch Wurm, und die verdienest du?
Ja, kehre nur der holden Erdensonne
Entschlossen deinen Rucken zu!
Vermesse dich, die Pforten aufzureissen,
Vor denen jeder gern voruberschleicht!
Hier ist es Zeit, durch Taten zu beweisen,
Das Manneswurde nicht der Gotterhohe weicht,
Vor jener dunkeln Hohle nicht zu beben,
In der sich Phantasie zu eigner Qual verdammt,
Nach jenem Durchgang hinzustreben,
Um dessen engen Mund die ganze Holle flammt;
Zu diesem Schritt sich heiter zu entschliessen,
Und war es mit Gefahr, ins Nichts dahin zu fliessen.
Nun komm herab, kristallne reine Schale!
Hervor aus deinem alten Futterale,
An die ich viele Jahre nicht gedacht!