Wisse, noch liegt auf der Stadt
Blutschuld von deiner Hand.
Blutschuld von deiner Hand.
Goethe - Faust- Der Tragödie erster Teil
MEPHISTOPHELES:
Endigst du?
FAUST:
Rette sie! oder weh dir! Den grasslichsten Fluch uber dich auf Jahrtausende!
MEPHISTOPHELES:
Ich kann die Bande des Rachers nicht losen, seine Riegel nicht offnen. -
"Rette sie! "- Wer war's, der sie ins Verderben sturzte? Ich oder du?
(Faust blickt wild umher. )
Greifst du nach dem Donner? Wohl, dass er euch elenden Sterblichen nicht
gegeben ward! Den unschuldig Entgegnenden zu zerschmettern, das ist so
Tyrannenart, sich in Verlegenheiten Luft zu machen.
FAUST:
Bringe mich hin! Sie soll frei sein!
MEPHISTOPHELES:
Und die Gefahr, der du dich aussetzest?
Wisse, noch liegt auf der Stadt
Blutschuld von deiner Hand. Uber des Erschlagenen Statte schweben rachende
Geister und lauern auf den wiederkehrenden Morder.
FAUST:
Noch das von dir? Mord und Tod einer Welt uber dich Ungeheuer! Fuhre mich
hin, sag ich, und befrei sie.
MEPHISTOPHELES:
Ich fuhre dich, und was ich tun kann, hore! Habe ich alle Macht im Himmel
und auf Erden? Des Turners Sinne will ich umnebeln, bemachtige dich der
Schlussel und fuhre sie heraus mit Menschenhand! Ich wache, die
Zauberpferde sind bereit, ich entfuhre euch. Das vermag ich.
FAUST:
Auf und davon!
Nacht, offen Feld
Faust, Mephistopheles, auf schwarzen Pferden daherbrausend.
FAUST:
Was weben die dort um den Rabenstein?
MEPHISTOPHELES:
Weiss nicht, was sie kochen und schaffen.
FAUST:
Schweben auf, schweben ab, neigen sich, beugen sich.
MEPHISTOPHELES:
Eine Hexenzunft.