Da geht's, mein Herr, nicht immer mutig zu;
Doch schmeckt dafur das Essen, schmeckt die Ruh.
Doch schmeckt dafur das Essen, schmeckt die Ruh.
Goethe - Faust- Der Tragödie erster Teil
Dass Demut Niedrigkeit, die hochsten Gaben
Der liebevoll austeilenden Natur-
MARGARETE:
Denkt Ihr an mich ein Augenblickchen nur,
Ich werde Zeit genug an Euch zu denken haben.
FAUST:
Ihr seid wohl viel allein?
MARGARETE:
Ja, unsre Wirtschaft ist nur klein,
Und doch will sie versehen sein.
Wir haben keine Magd; muss kochen, fegen, stricken
Und nahn und laufen fruh und spat;
Und meine Mutter ist in allen Stucken
So akkurat!
Nicht dass sie just so sehr sich einzuschranken hat;
Wir konnten uns weit eh'r als andre regen:
Mein Vater hinterliess ein hubsch Vermogen,
Ein Hauschen und ein Gartchen vor der Stadt.
Doch hab ich jetzt so ziemlich stille Tage:
Mein Bruder ist Soldat,
Mein Schwesterchen ist tot.
Ich hatte mit dem Kind wohl meine liebe Not;
Doch ubernahm ich gern noch einmal alle Plage,
So lieb war mir das Kind.
FAUST:
Ein Engel, wenn dir's glich.
MARGARETE:
Ich es auf, und herzlich liebt es mich.
Es war nach meines Vaters Tod geboren.
Die Mutter gaben wir verloren,
So elend wie sie damals lag,
Und sie erholte sich sehr langsam, nach und nach.
Da konnte sie nun nicht dran denken,
Das arme Wurmchen selbst zu tranken,
Und so erzog ich's ganz allein,
Mit Milch und Wasser, so ward's mein
Auf meinem Arm, in meinem Schoss
War's freundlich, zappelte, ward gross.
FAUST:
Du hast gewiss das reinste Gluck empfunden.
MARGARETE:
Doch auch gewiss gar manche schwere Stunden.
Des Kleinen Wiege stand zu Nacht
An meinem Bett; es durfte kaum sich regen,
War ich erwacht;
Bald musst ich's tranken, bald es zu mir legen
Bald, wenn's nicht schwieg, vom Bett aufstehn
Und tanzelnd in der Kammer auf und nieder gehn,
Und fruh am Tage schon am Waschtrog stehn;
Dann auf dem Markt und an dem Herde sorgen,
Und immer fort wie heut so morgen.
Da geht's, mein Herr, nicht immer mutig zu;
Doch schmeckt dafur das Essen, schmeckt die Ruh.
(Gehn voruber. )
MARTHE:
Die armen Weiber sind doch ubel dran:
Ein Hagestolz ist schwerlich zu bekehren.
MEPHISTOPHELES:
Es kame nur auf Euresgleichen an,
Mich eines Bessern zu belehren.
MARTHE:
Sagt grad, mein Herr, habt Ihr noch nichts gefunden?
Hat sich das Herz nicht irgendwo gebunden?
MEPHISTOPHELES:
Das Sprichwort sagt: Ein eigner Herd,
Ein braves Weib sind Gold und Perlen wert.
MARTHE:
Ich meine: ob Ihr niemals Lust bekommen?
MEPHISTOPHELES:
Man hat mich uberall recht hoflich aufgenommen.
MARTHE:
Ich wollte sagen: ward's nie Ernst in Eurem Herzen?
MEPHISTOPHELES:
Mit Frauen soll man sich nie unterstehn zu scherzen.
MARTHE:
Ach, Ihr versteht mich nicht!
MEPHISTOPHELES:
Das tut mir herzlich leid! Doch ich versteh- dass Ihr sehr gutig seid.
(Gehn voruber. )
FAUST:
Du kanntest mich, o kleiner Engel, wieder,
Gleich als ich in den Garten kam?